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Vor dem Hintergrund des Atomstreits mit der iranischen Regierung haben Organisationen der Umwelt- und Friedensbewegung Anfang Juni 2006 dem Deutschen Bundestag eine Petition überreicht, in der sie die Stilllegung von Deutschlands einziger Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau fordern. Sie verweisen darin auf die Gefahren, die von der Anreicherung und den zahlreichenurantransporten nach und von Gronau ausgehen. Gleichzeitig protestieren sie gegen die Doppelzüngigkeit der Politik Deutschlands und anderer Länder, die vom Iran einen Stopp der Urananreicherung fodern, die sie selbst in großem Umfang betreiben. Mit einer Bürgerinspektion des Geländes der UAA, an der sich auch russische und iranische Anti-Atom-Aktivisten beteiligten, wurde vor Ort demonstrativ auf die militärische Dimension der Anreicherungstechnologie hingewiesen. An der Demonstration am 18. Juni 2006 in Gronau beteiligte sich auch die Anti-Atom-Gruppe Bonn.

Die UAA Gronau wird seit 20 Jahren von der britisch-deutsch-niederländischen Firma Urenco betreiben und reichert Uran für die Nutzung in Atomkraftwerken an. Das natürlich vorkommende Uranerz besteht nur zu etwa 0,7% aus dem spaltbaren Isotip Uran 235, in Atomkraftwerken ist aber ein Uran-235-Anteil von mindestens drei bis vier Prozent erforderlich. Gegenwärtig wird die UAA Gronau auf das 2,5fache ihrer bisherigen Leistungskapazität ausgebaut, das heißt, sie kann künftig weltweit 35 große Atomkraftwerke mit Brennstoff versorgen.

Die Urananreicherung macht deutlich, dass es keine Grenze zwischen vermeintlich ziviler und militärischer Nutzung der Atomenergie gibt, da höher angereichertes Uran zum Bau vonAtomwaffen verwendet werden kann. Das abgereicherte Uran, ein Abfallprodukt des Anreicherungsverfahrens, kann für panzerbrechende Munition benutzt werden, die unter anderem in den Kriegen gegen den Irak und Jugoslawien verschossen wurde.

Deutsche und russische Atomkraftgegner protestieren regelmäßig mit grenzüberschreitenden Blockaden gegen die regelmäßige Lieferung von großen Mengen abgereicherten Urans aus Gronau nach Russland. Der dortige Verbleib des Materials ist ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft in Jekaterinenburg am Ural hat bereits Ermittlungen wegen illegaler Atommüllentsorgung aufgenommen. Der Atommüllberg in Russland wächst jährlich um ca. 1.000 t radioaktiven Materials.

Weitere Informationen

Kampagne "nirgendwo"
Petition und Inspektion der Urananreicherungsanlage Gronau
  Uran-Rundgang (wigatom.de/uran)
Weltweite virtuelle Reise auf den Spuren des Urans - von Namibia über Deutschland nach Rußland und bis in den Irak 

Urananreicherungsanlage Gronau
Hintergrundinformationen zur Anlage und zum Betreiber