Mehr strahlende Züge durch Ausbau der Urananreicherung
Der Bonner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat in dieser Woche in einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Dieckmann vor der steigenden Zahl von Atomtransporten durch das Bonner Stadtgebiet gewarnt. Bei den Transporten handelt es sich um Sonderzüge, die die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau mit Uran versorgen. Die Anlage erhöht den Anteil des spaltbaren Urans, damit es in Brennelementen in Atomkraftwerken eingesetzt werden kann. Nach Recherchen des Bonner BUND rollt das für Gronau bestimmte Uran in ca. zweiwöchigem Abstand aus der südfranzösischen Anreicherungsanlage Pierrelatte kommend über Saarbrücken, Koblenz, Bonn, Duisburg und Lünen nach Gronau.
Dass von den Atomtransporten an der Strecke ein deutliches Gefahrenpotenzial ausgeht, machte zuletzt ein Vorfall im Trierer Güterbahnhof Ehrang deutlich, wo am 28.06.06 ein wartender Transport aus Pierrelatte Großalarm auslöste, da ein Strahlendetektor in einem benachbarten Industriebetrieb erhöhte Radioaktivität festgestellt hatte. Beim Austritt des als Uranhexafluorid transportierten Urans entsteht zudem ätzende Flusssäure, wodurch es im Umkreis von mehreren hundert Metern zu Schwerverletzten und Todesfällen kommen kann.
Betreiber und verantwortliche Behörden haben bisher offensichtlich versucht, die Transporte unter völliger Geheimhaltung durchzuführen. Der Bonner BUND befürchtet, dass weder Anliegerkommunen noch örtliche Rettungsdienste und Feuerwehren im Vorfeld informiert werden und möglicherweise auch nicht auf die spezifischen radiologischen und chemischen Gefahren der Transporte von Uranhexafluorid vorbereitet sind, wie z.B. frühere Anfragen von Atomkraftgegnern im Bereich der Stadt Münster ergaben.
Vor diesem Hintergrund hat der BUND Bonn jetzt bei Oberbürgermeisterin Dieckmann um Aufklärung gebeten und die Stadt Bonn aufgefordert, sich mit weiteren betroffenen Kommunen für ein Ende der Transporte zu engagieren.
„Ab 2007 ist mit einer deutlichen Steigerung der Transporte zu rechnen, da dann die Kapazitätserweiterung der Gronauer Urananreicherungsanlage von 1.800 t auf 4.500 t abgeschlossen sein wird. Die Anlage wird dann weltweit rund 35 Atomkraftwerke mit Brennstoff versorgen und um so mehr Uran per Bahn über die Rheinstrecke beziehen“, warnt Ulrike Aufderheide, Vorsitzende des Bonner BUND.
Der Rat der Stadt Bonn hatte sich in zwei Beschlüssen 1995 und 1997 gegen Atomtransporte ausgesprochen und seine Forderung nach einem Atomausstieg unterstrichen.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass Bonn zu einer Drehscheibe für radioaktives Material wird. Die Transporte nach Gronau ermöglichen erst den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken und verschärfen das ungelöste Atommüllproblem. Als Vorreiterin in der Nutzung Erneuerbarer Energien sollte die Stadt deutlich machen, dass Atomtransporte unerwünscht und überflüssig sind“, fordert Jörg Mühlenhoff, Vorstandsmitglied des Bonner BUND.“
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Weitere Infos...
Offener Brief an Oberbürgermeisterin Dieckmann "Atomtransporte durch Bonn" (pdf)
Antwort von Oberbürgermeisterin Dieckmann "Atomtransporte durch Bonn" (pdf)
Radiointerview zu Urantransporten durch Bonn, 12. August 2006, gesendet in Radio Bermudafunk/Radio Dreyeckland
Pressemitteilung "BUND warnt vor Atomtransporten durch Bonner Stadtgebiet", 27. Juli 2006
Pressemitteilung "Atomtransport rollt durch Beuel", 16. November 2006
Video Urantransport Pierrelatte - Gronau, 07. Dezember 2006
Pressemitteilung "Im Tal der Ahnungslosen?" , 31. Januar 2007
Artikel "Bombige Urananreicherungsanlage in Gronau"
http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/2963332
Weitere Informationen
Uran-Rundgang (wigatom.de/uran) Weltweite virtuelle Reise auf den Spuren des Urans - von Namibia über Deutschland nach Rußland und bis in den Irak |
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Urananreicherungsanlage Gronau Hintergrundinformationen zur Anlage und zum Betreiber |