
Die Anti-Atom-Gruppe Bonn lehnt den geplanten Verkauf der Stadtwerke Bonn (SWB) an die Kölner GEW-Holding ab. Wir fordern dazu auf, mit einem Protestbrief an Oberbürgermeisterin Dieckmann gegen den von ihr befürworteten Verkauf intervenieren. Unsere Bonner Stadtwerke sind als zu 100% stadteigener Betrieb das Eigentum aller Bonner Bürgerinnen und Bürger. Das muss so bleiben - denn starke, unabhängige Stadtwerke sind für das Gemeinwohl unverzichtbar. Weder Busse und Bahnen, noch Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung dürfen einem auswärtigen Konzern überlassen werden.
Protestbrief an Oberbürgermeisterin Dieckmann zum Ausdrucken und Abschicken (pdf)
Es gibt gute Gründe, warum die Stadtwerke Bonn in Bürgerhand bleiben müssen, insbesondere hinsichtlich der Gefährdung von Arbeitsplätzen und der Preisstabilität, der Sicherung des Angebotes im öffentlichen Personenverkehr sowie des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Noch hat der Stadtrat nicht entschieden. Wir erläutern im Folgenden nur einige der Argumente, die gegen den Verkauf sprechen.
Höhere Preise für die
Bürger - Einnahmeverluste für die Stadt
Die Bonner Stadtwerke haben bisher eine
vergleichsweise kostengünstige und zuverlässige
Energieversorgung garantiert. Mit dem Verkauf der Stadtwerke würden
Bürger und Stadt auch die Einnahmen aus ihrem Unternehmen
verlieren. Selbst wenn möglicherweise die GEW-Holding nach
Aufkauf der Bonner Stadtwerke günstigere Einkaufspreise für
Energie erzielen sollte, hieße das noch nicht, dass diese
Kosteneinsparungen in Zukunft auch an die Bonner Bürger als
Endverbraucher weitergegeben würden.
Verlust von Entscheidungshoheit -
Abbau des Angebots
Bisher bestimmen die Bonner Stadtwerke,
was durch Bonner Netze fließt. Sowohl Netze als auch die
Entscheidungshoheit würde den Bonnern genommen. Wenn sich die
GEW-Holding durch den Aufkauf als Player auf den Energiemärkten
stärken will, kann dies zulasten von Preisstabilität und
Service gehen. Private Gewinnmaximierung und öffentliche
Daseinsfürsorge vertragen sich nicht.
Im Falle des Verkaufs der Bonner
Stadtwerke hat die GEW-Holding eine Gewinnbeteiligung für die
Mitarbeiter der Stadtwerke angekündigt. Das ist zu begrüßen,
doch sollten die Bonner Stadtwerke als erstes dem Wohl der Bonner
Bürger verpflichtet sein - nicht mehr und nicht weniger.
Während die Bonner Stadtwerke ein
engmaschiges Netz von Bus- und Bahnlinien zu sozialverträglichen
Preisen garantieren, ist nach einem Aufkauf mit dem Abbau des
Angebots sowie Preissteigerungen zu rechnen.
Der öffentliche Personenverkehr
ist in Bonn - wie andernorts auch - ein Verlustgeschäft, das
durch die Einnahmen der Stadtwerke z.B. im Energiebereich
ausgeglichen wird. Die GEW-Holding will Busse und Bahnen nicht
übernehmen, womit die Stadt Bonn deren jährliches Defizit
von ca. 20 Mio. € selbst aus ihrem Haushalt tragen müsste.
Ausbau und Modernisierung der Bus- und Bahnlinien wären in Frage
gestellt.
Arbeitsplätze in Gefahr -
Bürgernähe in Frage
Mit der Öffnung der Energiemärkte
1998 startete eine bisher beispiellose Fusionswelle, der bisher nicht
nur viele Stadtwerke zum Opfer vielen; etwa 100.000 Arbeitsplätze
gingen allein im ersten Jahr verloren. Die erhofften Preissenkungen
durch mehr Wettbewerb sind ausgeblieben. Stattdessen kontrollieren
vier große Energiekonzerne (RWE, Eon, EnBW und Vattenfall) in
Deutschland rund 90% der Energieversorgung.
Zwar hat die GEW-Holding (die mit RWE
die Kölner Rheinenergie AG besitzt) einen Schutz vor
betriebsbedingten Kündigungen angekündigt, doch lehrt die
Erfahrung bisheriger Stadtwerkeaufkäufe, dass Stellen
wegrationalisiert und Strukturen "gestrafft" werden. So
sind z.B. bereits Zusammenlegungen im Bereich der Straßenbahnen
angekündigt worden. Darunter werden letztlich auch Kundenservice
und Bürgernähe leiden. Es ist darüber hinaus zu
befürchten, dass sich die GEW-Holding als neue Besitzerin der
Bonner Stadtwerke auf die Ausnutzung einiger profitabler
Tätigkeitsfelder konzentieren wird. Qualität und
Versorgungssicherheit in anderen Bereichen drohen vernachlässigt
zu werden.
Motor für Regionalentwicklung
abgewürgt
Unsere Stadtwerke sind mehr als ein
bloßer Dienstleister für Strom und Wärme. Als
regional verwurzeltes Unternehmen in Bürgerhand vergeben die
Stadtwerke Jahr für Jahr Aufträge an das Bonner Handwerk
und den Mittelstand. Als bedeutende Säule sind die Stadtwerke
nicht aus der heimischen Bonner Wirtschaft wegzudenken. Sie tragen
entscheidend zur lokalen Wertschöpfung bei und können
effektiv als Motor der Regionalentwicklung wirken. Eine
funktionierende öffentliche Daseinsvorsorge durch starke
Stadtwerke ist die Grundlage für eine gesunde Wirtschaft.
Die Sonne schickt uns keine Rechnung
Wenn die Stadtwerke auch in Zukunft
eine sichere, kostengünstige Energieversorgung bieten wollen,
müssen sie auf die Nutzung Erneuerbarer Energien setzen. Nur so
können sie von den immer knapper und teurer werdenden fossilen
Energieträgern unabhängiger werden - nicht mit noch
größeren Müllverbrennungsanlagen oder scheinbar
stärkeren "Partnern" auf den Energiemärkten.
Viele Stadtwerke, z.B. die Aachener STAWAG, produzieren bereits in
eigenen Anlagen Strom und Wärme aus Biogas und fördern z.B.
massiv den Ausbau von Solarenergie, um wettbewerbsfähig zu
bleiben und ihren Bürgern stabile Energiekosten zu sichern.
Energiewende adé mit RWE?
Nachdem auch Bonn erste Schritte zum
Ausbau der Erneuerbaren Energien und für mehr Energieeffizienz
gemacht hat, stellt der Aufkauf die ambitionierten Projekte in Bonn
in Frage. Förderprogramme für Solaranlagen könnten
zusammengestrichen werden. Bonn würde mit den Stadtwerken auch
den Dreh- und Angelpunkt für eine lokale Energiewende verlieren.
Mit der GEW-Holding hätten unsere Stadtwerke einen Besitzer, der
bereits eng mit dem Atom- und Kohlekonzern RWE verflochten ist. Wer
allein den Umsatz steigern will, bietet seinen Kunden keine
Energiesparberatung und hat wenig Interesse an Energieeffizienz oder
gar Erneuerbaren Energien.
Eine sozial und umweltgerechte Stadt braucht starke Stadtwerke - darum:
Für den Erhalt unserer Bonner Stadtwerke!
Presseberichte zum geplanten Verkauf der Bonner Stadtwerke
www.bund-bonn.de