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Kundgebung von Ecodefense vor der Eon-Zentrale, Düsseldorf, 26. März 2007Gemeinsame Pressemitteilung von BUND Bonn und Anti-Atom-Gruppe Bonn, 27. März 2007

Die strahlenden Urantransporte durch Bonn und die illegale "Entsorgung" von Uranmüll in Russland sind zwei Seiten derselben Medaille. Der Bonner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die Anti-Atom-Gruppe Bonn waren sich mit ihren Gästen von der russischen Umweltorganisation Ecodefense einig: Die Anreicherung von Uran als Brennstoff für Atomkraftwerke ist der Beginn des Übels, dass mit radioaktiv verseuchten Gebieten am Ural und in Sibirien. Dies wurde gestern bei einem gut besuchten Vortragsabend im Kulturzentrum Kult41 deutlich.

Die Betreiber der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau, die Urenco-Gruppe, schicken nicht nur im monatlichen Abstand Urantransporte zur Versorgung ihrer Anlage durch Bonn, sondern exportieren ihre Abfälle auch nach Russland. Bei der Produktion von nur einer Tonne angereichertem Uran fallen rund sieben Tonnen radioaktiver Abfall an. Vladimir Slivyak, Vorsitzender von Ecodefense, machte deutlich: "Urenco produziert mehr Müll als Brennstoff. Wenn die RWE-Tochter Urenco ihren Atommüll nicht nach Russland bringen könnte, würde der Preis für ihren Brennstoff um ein Vielfaches höher liegen."

Andrey Ozharovsky, Kernphysiker und 1989 Mitgründer der unabhängigen russischen NGO, zeigte anhand der Stoffströme des Urans auf, dass mitnichten von einem Kreislauf des Brennstoffs die Rede sein könnte. Nur ein Bruchteil des aus Deutschland kommenden Abfalls wird theoretisch in Russland wiederaufbereitet. Tatsächlich verbleibt der im deutschen Gronau anfallende Atommüll vollständig in Fasslagern unter freiem Himmel.

Mit aufrüttelnden Fotos dokumentierten die beiden Umweltaktivisten die oft katastrophale Lage um die russischen Nuklearstandorte. "Wer Atomenergie als sauber und kostengünstig präsentiert, sollte sich die gesamte Produktionskette anschauen", so Bonner Atomkraftgegner.

Ozharovsky wies auch auf die radiologischen wie chemischen Risiken bei Transportunfällen hin: "Ob in Deutschland oder Russland: Bei Austritt von Uranhexafluorid ist mit schweren Verätzungen und radioaktiver Verseuchung zu rechnen." Die meist völlig unbewachten Transporte stellten außerdem ein perfektes Ziel für Terroristen dar.

Der BUND Bonn hatte bereits 2006 in einem Brief an Oberbürgermeisterin Dieckmann Sicherheitsvorkehrungen für die Transporte durch Bonner Stadtgebiet gefordert und die Stadt gebeten, sich für ein Ende der Transporte einzusetzen. Im Gegensatz zu anderen Kommunen entlang der Transportstrecke wie z.B. die Stadt Lünen, wo die Verwaltung sich regelmäßig über Urantransporte informieren lasse, sehe man in Bonn jedoch keinen Handlungsbedarf.

Vladimir Slivyak und Andrey Ozharovsky haben mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft Münster Anzeige wegen illegalen Atommüllexports gegen die Urenco-Gruppe eingereicht und bei der deutschen Botschaft in Moskau protestiert. BUND Bonn und Anti-Atom-Gruppe Bonn wollen die Zusammenarbeit mit Ecodefense verstärken und sicherten ihren russischen Mitstreitern Unterstützung zu.

Russisches Gas für deutschen Atommüll?, Pressemitteilung, 14. März 2007 

Deutsch-russische Atomtransporte und Ecodefense, Hintergrundinformation, 12. März 2007

Pressemitteilung "Im Tal der Ahnungslosen?" , 31. Januar 2007

Video Urantransport Pierrelatte - Gronau, 07. Dezember 2006

Radiobericht Deutsch-russische Aktion gegen Atomtransporte in Moskau, Deutschlandfunk, 12. Oktober 2006 

Radiointerview zu Urantransporten durch Bonn, 12. August 2006, gesendet in Radio Bermudafunk/Radio Dreyeckland