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Aufsichtsrat flüchtet vor Protesten - sie fanden in Jülich UND Bonn statt

Seit Wochen läuft der Protest gegen die Verschiffung von hochradioaktivem Abfall aus dem ehem. Kernforschungszentrum Jülich (FZJ) in die USA.
Ursprünglich hatte der Aufsichtsrat des FZJ geplant, am 19.11. vor Ort in Jülich zu tagen. Wegen der zu erwartenden Proteste wurde die Sitzung kurzfristig nach Bonn ins Forschungsministerium verlegt. Das allein war schon ein Erfolg.
Das Anti-Atom-Bündnis reagierte prompt und stellte ebenso kurzfristig eine zusätzliche Mahnwache vor den Toren des Forschungsministeriums auf die Beine – einige Mitglieder von AntiAtomBonn waren mit dabei.
"Aufsicht, kommt zur Einsicht", war die Forderung der Aktivisten.
Der Protest wurde in den Medien durchaus wahrgenommen. So berichtete Lokalzeit Bonn über die Mahnwache und deren Anlass (ab min. 15:30), während der Kölner Stadtanzeiger ein Foto der anschließenden spektakulären Aktion von Robin Wood veröffentlichte und kommentierte.

Zum Hintergrund:
Das Forschungszentrum Jülich plant, 152 CASTOR-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll – aufgeteilt auf 38 CASTOR-Transporte – in die USA zu schaffen.

Die Transporte sollen von Jülich aus mit jeweils vier LKWs zu einem deutschen Hafen – möglicherweise in Nordenham – und von dort aus zum US-Hafen Charleston verschifft werden. Dort sollen sie erneut umgeladen und weiter per Bahn zur schmutzigen „Wiederaufarbeitung“ im militärischen Atomkomplex Savannah River Site gebracht werden. Auch die 305 Castorbehälter aus dem stillgelegten THTR (Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor) Hamm-Uentropp, die zurzeit in Ahaus
lagern, sollen laut des US-Energieministeriums gleich mit in die USA transportiert werden.

Wir halten dies für rechtswidrig und unverantwortlich. Atommülltransporte in die sogenannte Wiederaufarbeitung sind wegen der hohen Emissionen im Atomgesetz seit Mitte 2005 verboten.
Außerdem verstößt das Forschungszentrum gegen den eigenen Forschungsauftrag, Atommüll sicher zu lagern. Denn die Tanks, in denen die hochradioaktive Atomsuppe aus der Anlage in Savannah River Site gelagert werden soll, stammen aus den fünfziger Jahren und sind inzwischen teilweise leck. Auch gibt es in den USA kein Endlager, so dass von einer sicheren Lagerung keine Rede sein kann.
Mit den Transporten entsteht ein zusätzliches Unfallrisiko und mit der sogenannten Wiederaufarbeitung in den USA neuer hochradioaktiver, flüssiger Atommüll.

DIE BUNDESREGIERUNG DEMENTIERT, SCHAFFT ABER FAKTEN

10 Millionen Euro sind im Bundeshaushalt 2014 bereits für die logistische Planung des Exports eingestellt 7,5 Millionen davon schon ausgegeben. Für 2015 sind circa 75 Millionen eingestellt bis 2018 dann weitere 170 Millionen. Der Spiegel spricht von Kosten bis zu 1 Milliarde Dollar. Das Bundesforschungsministerium spricht in einer kleinen Anfrage der Linken (Drucksache 18/2998) davon, dass der Export billiger sei, als der Bau einer neuen Lagerhalle – eine sehr unglaubwürdige Aussage.