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Wir brauchen eine kollektive Notwehrmaßnahme! Die belgischen Atomanlagen dürfen nicht weiterlaufen!

Die Liste der Pannen in belgischen Atomkrafwerken Tihange und Doel ist lang: Brände, Explosionen, Risse, Lecks.

Inzwischen sind im Pannen-Atomkraftwerk Tihange wieder alle drei Reaktoren in Betieb, nachdem Block 1 infolge eines Brandes zeitweise ausgefallen war. Der genauso umstrittene Atomreaktor Doel 3 soll am 6. Januar wieder ans Netz gehen, Tage später als vom Betreiber ursprünglich geplant. Doel 3 war am ersten Weihnachtstag abgeschaltet worden, nachdem an einer Heißwasserleitung im konventionellen Teil des Kraftwerks ein Leck entdeckt worden war. Kein größeres Problem, versichert Electrabel, es bestehe keine Gefahr.

Der Betreiber genauso wie die belgischen Aufsichtsbehörde und zuständige Politiker spielen die Vorfälle herunter und handeln verantwortungslos, so sehen das inzwischen nicht nur eingefleischte Atomkraftgegner.

Besonders alarmierend ist der Betrieb der Atommeiler Tihange 2 und Doel 3. Sie waren für anderthalb Jahre stillgelegt worden. Man hatte unzählige Haarrisse in den Reaktorbehältern gefunden. Für Tihange werden sie mittlerweile auf über 3000 beziffert, der längste Riss soll über 6 cm lang sein. Trotz heftiger Proteste und obwohl eine fachgerechte Analyse der Behördenunterlagen zu dem eindeutigen Ergebnis kam, "dass ein Weiterbetrieb der Anlagen nach anerkannten internationalen Normen nicht zulässig ist", entschied die belgische Atomaufsichtsbehörde mit einer fadenscheinigen Begründung, die entsprechenden Reaktoren wieder hochzufahren.

Sogar belgische, niederländische und deutsche Nuklearexperten, von Hause aus Aktomkraftbefürworter, läuten die Alarmglocken. Besonders schockierend ist die Tatsache, dass baufällige und störanfällige Teile der Anlagen nicht vorsorglich instandgesetzt werden, sondern erst repariert werden, wenn ein Unglück passiert ist.

Der Widerstand gegen diese Fahrlässigkeit ist in Belgien selbst kaum wahrnehmbar, in Deutschland, in NRW vor allem nimmt der Protest jedoch deutlich zu und durchzieht alle Lager. Die recht kurzfristig anberaumte Demonstration in Aachen am 22. Dezember, an der über 2000 Menschen teilnahmen, wurde dieses Mal nicht von den üblichen Aktivisten der Anti-Atom-Szene organisiert, sondern von Spitzen aus Politik und Verwaltung der Stadt.
Scharfe Kritik kam auch von Seiten der Landesregierung, wobei vor allem Umweltminister Remmel klare Worte fand. Die unhaltbaren Zustände sind mittlerweile sogar bei der Bundesregierung angelangt. Barbara Hendriks bezeichnete die Maßnahmen der Beteiberfirma Elekrtrabel als "Flickschusterei" und kündigte Gespräche mit der belgischen Atomaufsicht an. Die Europäischen Grünen fordern zudem eine Untersuchungskommission zu Tihange. Ob all dies ausreichen wird, um zu erreichen, dass diese gefährlichen Atomanlagen innerhalb der nächsten Monate endgültig stillgelegt werden, bleibt zu bezweifeln.
Deshalb ist wird es in den nächsten Wochen und Monaten unsere Aufgabe sein, den Unmut in wirksame Aktionen zu lenken, den Protest also noch sichtbarer, hörbarer und langanhaltend zu gestalten. Ihr werdet demnächst noch Genaueres darüber erfahren.

Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Online-Petition gegen das Wiederanfahren der mit Rissen überzogenen Reaktoren sowie der offene Brief an Umweltministerin Hendricks. Dieser wurde von der grenzübergreifenden Initiative "Stop Tihange" formuliert und wird von uns unterstützt.