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Kind mit AtommüllfassLeserbrief zum Artikel "Düsseldorf baut Atomforschung aus", Bonner General-Anzeiger vom 06. Dezember 2006

NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart bringt jetzt auf den Punkt, was wir Bürger in Nordrhein-Westfalen schon lange ahnten: der "Atomkonsens" zwischen Energiekonzernen und rot-grüner Bundesregierung aus dem Jahr 2000 ist eine Mogelpackung. In den vergangenen sechs Jahren ist kein geordneter schrittweiser Ausstieg aus der Risikotechnologie Atomkraft erfolgt. Der „Atomkonsens“ garantiert vielmehr den Betreibern deutscher Atomkraftwerke den ungestörten Weiterbetrieb ihrer Anlagen und die Übernahme möglicher Katastrophenfolgen durch die Allgemeinheit.

Die "Duck and Cover"-Strategie der Stromkonzerne trägt Früchte: Das Thema Atomkraft hat aktuell an gesellschaftspolitischer Brisanz verloren, die Erinnerung an Tschernobyl und seine europaweiten Folgen verblasst. Gleichzeitig verdreifacht die Urananreicherungsanlage in Gronau weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ihre Kapazität und wird damit zukünftig mehr als 30 Atomkraftwerke mit hochangereichertem Brennstoff aus Deutschland versorgen können. Ein deutscher Ausstieg aus der Atomkraft sieht anders aus.

Pinkwart vollzieht nun die öffentliche Rolle rückwärts in der NRW-Forschungs- und Energiepolitik und erweist sich als eifriger Lobbyist. Im Schulterschluss mit RWE belebt er Auslaufprofessuren wieder, stellt zusätzliche Forschungsmittel bereit, fordert längere Laufzeiten von Atomkraftwerken und spricht von der "langfristigen Nutzung" von Reaktoren der "vierten Generation".

Dabei offenbart der für Innovationen in NRW zuständige Minister ein ganz eigenes Verständnis von "Innovation": Statt auf eine bürgernahe und dezentrale Energieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien zu setzen, fördert und fordert er zentralisierte Energieversorgungskonzepte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf Basis der Risikotechnologie Atomkraft.

Er stellt sich damit gegen die überwiegende Mehrheit der Bürger in Deutschland, die einen echten Atomausstieg fordern. So verlangten in einer von Greenpeace 2005 in Auftrag gegebenen EMNID-Umfrage 70% der Deutschen einen Ausstieg aus der Atomkraft.

Als Teilnehmer der diesjährigen Proteste gegen ein "Endlager" Gorleben im November fallen mir in diesem Zusammenhang die Transparente ein, die die Landstraße Richtung Gorleben säumten und die allen Pinkwart’s ins Stammbuch geschrieben seien: Der Transrapid ist sicher! Der ICE ist sicher! Die Concorde ist sicher! Atomkraftwerke sind sicher! Herr Pinkwart – setzen und nachdenken!

Mit freundlichen Grüßen
Axel Bergfeld