Ein Armutszeugnis, zumal in anderen Kommunen entlang der Transportstrecke die Verantwortlichen längst aktiv geworden sind - wenn sie nicht sowieso regelmäßig im Voraus über die Züge zur Urananreicherungsanlage Gronau/Westf. informiert werden - wovon in Bonn wohl auch noch niemand gehört haben will. Zur Erinnerung: Jeder Urantransport dient dem weiteren Ausbau der Atomenergie - mitten in NRW.
BUND-Kreisgruppe Bonn, Pressemitteilung, 31. Januar 2007
Im Tal der Ahnungslosen? BUND Bonn: Stadtverwaltung muss endlich gegen Atomtransporte aktiv werden
Der Bonner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat die mangelhafte Vorsorge der Stadtverwaltung in Sachen Atomtransporte kritisiert. AtomkraftgegnerInnen haben in den vergangenen Monaten mehrfach Züge mit Uranhexafluorid beobachtet, die, aus Südfrankreich kommend, durch Bonner Stadtgebiet rollen. Ziel ist die einzige deutsche Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau, deren Kapazitäten derzeit fast verdreifacht werden.
Im
vergangenen Sommer hatte bereits Oberbürgermeisterin Dieckmann
in einer Antwort auf eine BUND-Anfrage die Gefahren der Transporte
von Uranhexafluorid durch Bonn weitgehend verharmlost. Die Stadt Bonn
verfüge "grundsätzlich über keine Informationen,
welche Transporte mit gefährlichen Stoffen und Gütern auf
der Schiene oder über die Straße durch ihr Stadtgebiet
durchgeführt werden." Nachdem sich nun der Stadtrat
mit dem Thema beschäftigen soll, gibt die Verwaltung auf
Presseanfragen hin offen zu, dass ihre Vorsorgepläne "nicht
auf spezielle Gefahren wie bei radioaktiver Ladung abgestellt"
seien (General-Anzeiger, 30. Januar 2007).
Der BUND Bonn
verweist darauf, dass in anderen kreisfreien Städten und Kreisen
entlang der Transportstrecke die zuständigen Kreisleitstellen
der Feuerwehr sehr wohl über die beim Austritt von
Radioaktivität notwendigen Dekontaminationsvorrichtungen
verfügen - kurz: auf die Gefahren von Atomtransporten
vorbereitet sind. Auch werden Kreisleitstellen z.B. in Borken
regelmäßig bereits zwei Tage im Voraus vor Durchfahrt
eines Zuges informiert. Weitere Kommunen wie z.B. die Stadt Lünen
haben darüberhinaus mit den zuständigen Behörden der
Bundespolizei einen rechtzeitigen Informationsaustausch über
Atomtransporte vereinbart, um lokal vorbereitet zu sein.
Es
sei richtig, dass Kommunen selbstverständlich die Transporte
nicht verhindern könnten, Bonn habe sich jedoch bereits Ende der
90er Jahre bei den zuständigen Bundesbehörden gegen weitere
Atomtransporte eingesetzt und somit den öffentlichen Druck
gestärkt. Nicht zuletzt aufgrund der breiten Ablehnung des
sinnlosen Herumkarrens von radioaktivem Material durch halb Europa
hatte die rot-grüne Bundesregierung 2005 endlich die
Castor-Transporte in die Plutoniumfabrik La Hague und Sellafield
eingestellt.
"Als Vorreiterin in Sachen Energiewende
sollte die Stadt Bonn deutlich machen, dass weitere Atomtransporte
durch ihr Stadtgebiet unerwünscht sind. Jeder Atomtransport
durch Bonn gefährdet nicht nur Anwohner der Bahnstrecke, sondern
trägt zum weiteren Ausbau der Atomenergie bei", erklärt
Jörg Mühlenhoff vom BUND Bonn.
Nach Abschluss ihrer
Kapazitätserweiterung kann die Urananreicherungsanlage im
westfälischen Gronau weltweit mehr als 35 Atomkraftwerke mit
Brennstoff versorgen. Dies ist aus Sicht des BUND Bonn der
eigentliche Skandal.
Hintergrundinformationen, Fotos und
Fahrtrouten der Urantransporte finden Sie im Internet unter
http://www.bund-bonn.de.
Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Offener Brief an Oberbürgermeisterin Dieckmann "Atomtransporte durch Bonn" (pdf)
Antwort von Oberbürgermeisterin Dieckmann "Atomtransporte durch Bonn" (pdf)
Radiointerview zu Urantransporten durch Bonn, 12. August 2006, gesendet in Radio Bermudafunk/Radio Dreyeckland
Pressemitteilung "BUND warnt vor Atomtransporten durch Bonner Stadtgebiet", 27. Juli 2006
Pressemitteilung "Atomtransport rollt durch Beuel", 16. November 2006
Video Urantransport Pierrelatte - Gronau, 07. Dezember 2006
Pressemitteilung "Im Tal der Ahnungslosen?" , 31. Januar 2007
Presseecho:
General-Anzeiger Bonn, 30. Januar 2007
www.general-anzeiger-bonn.de
Stadt hat keinen Einfluss auf gefährliche Transporte - Güterzüge mit Uranhexafluorid rollen durch Bonn -
Kleine Anfrage der PDS
Von Dagmar Blesel
Bonn.
Güterzüge mit radioaktivem Uranhexafluorid rollen nach
Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
in unregelmäßigen Abständen durch Bonn. In der Regel
zweimal im Monat vom französischen Pierrelatte ins
münsterländische Gronau, so die Erkenntnisse des BUND.
Jetzt macht sich der Bonner PDS-Stadtverordnete Günter
Weiland Sorgen um die Sicherheit. In einer Kleinen Anfrage für
den Rat will er Näheres wissen, doch die Verwaltung "verfügt
grundsätzlich über keine Information, welche Transporte mit
gefährlichen Stoffen auf der Schiene oder über die Straße
durchs Stadtgebiet führen".
Ein Sprecher der
Deutschen Bahn wollte sich auf Anfrage zu dem Thema nicht äußern:
"Dazu sagen wir grundsätzlich nichts."
In
Gronau wird die Urananreicherungsanlage mit Uran versorgt. Der Anteil
spaltbaren Urans werde erhöht, um in Brennelementen in
Atomkraftwerken eingesetzt zu werden, so der BUND.
Wie
gefährlich Atomtransporte seien, zeigt laut Weiland ein Vorfall
vom Sommer im Güterbahnhof Trier-Ehrang. Dort habe ein wartender
Güterzug mit Uranhexafluorid einen Großalarm ausgelöst,
nachdem ein Strahldetektor in einem benachbarten Industriegebiet
erhöhte Radioaktivität festgestellt hatte.
Die
Stadt Bonn teilt mit, dass sie zwar spezielle Einsatz- und
Vorsorgepläne für den Ernstfall in der Schublade liegen
habe; sie seien aber nicht auf spezielle Gefahren wie bei
radioaktiver Ladung abgestellt. Die Verwaltung habe "keine
Einflussmöglichkeiten, Transporte mit gefährlichen Stoffen
oder Gütern ob auf Schiene oder Straße zu verbieten".
Falls ein größerer Unfall passieren sollte, werde
die Bevölkerung mit Sirenen gewarnt, es gebe das Bürgertelefon,
und die Feuerwehr könne mit Lautsprecherdurchsagen informieren.
Darüber hinaus hätten die Leitstellen der
Feuerwehren in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis seit Dezember die
Möglichkeit, in besonders dringenden Fällen Durchsagen
direkt ins laufende Programm von "Radio Bonn/Rhein-Sieg"
sprechen.
Kölner Stadtanzeiger/Bonner
Rundschau, 30. Januar 2007
www.ksta.de
Giftige Fracht quer durch die Stadt
Bonn - Güterzüge
mit radioaktivem Uranhexafluorid rollen nach Angaben des Bundes für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in unregelmäßigen
Abständen durch Bonn. In der Regel zweimal im Monat vom
französischen Pierrelatte ins münsterländische Gronau,
so die Erkenntnisse des BUND. Jetzt macht sich der Bonner
PDS-Stadtverordnete Günter Weiland Sorgen um die Sicherheit. In
einer Kleinen Anfrage für den Rat will er Näheres wissen,
doch die Verwaltung „verfügt grundsätzlich über
keine Information, welche Transporte mit gefährlichen Stoffen
auf der Schiene oder über die Straße durchs Stadtgebiet
führen“.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn wollte sich
auf Anfrage zu dem Thema nicht äußern: „Dazu sagen wir
grundsätzlich nichts“ In Gronau wird die
Urananreicherungsanlage mit Uran versorgt. Der Anteil spaltbaren
Urans werde erhöht, um in Brennelementen in Atomkraftwerken
eingesetzt zu werden, erklärt der BUND.
Wie gefährlich
Atomtransporte seien, zeigt laut Weiland ein Vorfall vom Sommer im
Güterbahnhof Trier-Ehrang. Dort habe ein wartender Güterzug
mit Uranhexafluorid einen Großalarm ausgelöst, nachdem ein
Strahldetektor in einem benachbarten Industriegebiet plötzlich
erhöhte Radioaktivität festgestellt hatte.
Die
Stadt Bonn teilt mit, dass sie zwar spezielle Einsatz- und
Vorsorgepläne für den Ernstfall in der Schublade liegen
habe; sie seien aber nicht auf spezielle Gefahren wie bei
radioaktiver Ladung abgestellt. Die Verwaltung habe „keine
Einflussmöglichkeiten, Transporte mit gefährlichen Stoffen
oder Gütern ob auf Schiene oder Straße zu verbieten“.
Falls ein größerer Unfall passieren sollte, werde die
Bevölkerung mit Sirenen gewarnt, es gebe das Bürgertelefon,
und die Feuerwehr könne mit Lautsprecherdurchsagen informieren.
Darüber hinaus hätten die Leitstellen der Feuerwehren in
Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis seit Dezember die Möglichkeit, in
besonders dringenden Fällen Durchsagen direkt ins laufende
Programm von "Radio Bonn / Rhein-Sieg" sprechen.
Schnüss Bonn, Februar 2006
www.schnuess.de
Bonn strahlt wieder - Heimliche Atomtransporte?
von
Klaas Tigchelaar
"Als Ergebnis des von der
Bundesregierung und Bundestag beschlossenen 'Atomausstiegs' werden in
Zukunft keine Transporte von hochradioaktivem Müll mehr über
die rechtsrheinische Eisenbahnstrecke stattfinden", teilte der
Bonner Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber in einem Brief an die
Anwohner der Trasse noch am 13. Mai 2005 mit. Wie die WASG Bonn und
die Linkspartei Bonn jedoch im Dezember des letzten Jahres mit
Verweis auf Erkenntnisse der BUND-Kreisgruppe Bonn mitteilten, fahren
auch weiterhin Züge (zuletzt am 6. Dezember 2006) mit
radioaktivem Material durch Beuel. Kein Castor-Atommüll zwar,
dafür aber nicht minder gefährliches Uranhexafluorid (siehe
Kasten). Das Material wird von der südfranzösischen
Anreicherungsanlage Pierrelatte in ungefähr zweiwöchigem
Turnus in die einzige deutsche Urananreicherungsanlage der
Urenco-Gruppe im westfälischen Gronau transportiert, wo es
weiterverarbeitet wird, damit es in Brennelementen für
Atomkraftwerke eingesetzt werden kann.
Bereits am 24. Juli
2006 prangerte der BUND in einem offenen Brief an die
Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann diese nicht öffentlich
bekannt gemachten Transporte an und verweist auf die Ratsbeschlüsse
vom 19. Oktober 2005 und 26. Juli 1997, "die sich gegen
Atomtransporte durch das Stadtgebiet aussprechen und das Eintreten
der Stadt Bonn für einen Atomausstieg unter streichen". Die
Oberbürgermeisterin reagierte am 22. August wie folgt: "...Die
Bundesstadt Bonn verfügt grundsätzlich über keine
Informationen, welche Transporte mit gefährlichen Stoffen und
Gütern auf der Schiene oder über die Straße durch ihr
Stadtgebiet durchgeführt werden. Entsprechende Informationen
hierzu liegen weder der örtlichen Ordnungsbehörde, Amt für
Umwelt und Verbraucherschutz noch Feuerwehr und Rettungsdienst vor.
(...) Einzelheiten zu einzelnen Transporten (Beförderungsgut,
Fahrpläne, Laufweg, etc.) sind bei der Bundespolizei als
Verschlusssache eingestuft und werden den örtlich
Ordnungsbehörden daher nicht bekannt gegeben. (...) Die
Bundespolizei hat mir auf meine Anfrage mitgeteilt, dass auch ihr
über regelmäßig durchgeführte Transporte keine
Erkenntnisse vorliegen und im Zeitraum vom 01.07.2006 - 07.08.2006
auch kein einziger Transport für Uranhexafluorid bekannt gegeben
wurde."
Andere Kommunen sind da besser informiert: Die Stadt
Lünen lässt sich vom Regionalkommando der Bundespolizei
über Fahrttermine informieren, die Stadt Ahaus hat auf Anfrage
des BUND mitgeteilt, dass "die Kreisleitstelle Feuerwehr und
andere Rettungsdienste mindestens 48 Stunden vor Transportbeginn
informiert" werden.
Durch die demnächst
abgeschlossene Kapazitätserweiterung der Anlage in Gronau von
bisher 1.800 Tonnen auf 4.500 Tonnen Uran-Trennarbeit pro Jahr wird
auch die Zahl der UF6-Transporte in diesem Jahr noch deutlich
zunehmen.
Heimlichtuerei oder im Katastrophenfall fatale
Unwissenheit? WASG und die Linkspartei haben über den
Stadtverordneten Günter Weiland mittlerweile eine Anfrage zum
Thema an den Rat der Stadt gestellt, bis Redaktionsschluss konnte
allerdings nicht geklärt werden, wann diese Anfrage im Rat
behandelt werden wird.
Uranhexafluorid
Uranhexafluorid,
UF6, ist ein hochgiftiges, radioaktives und korrosives Gas, das bei
der Uran-Anreicherung eingesetzt wird. Es ist weder brennbar noch
explosiv und beständig gegen trockene Luft, reagiert jedoch mit
Feuchtigkeit, oder auch schon mit Luftfeuchtigkeit zu Flusssäure,
die schwere Verätzungen verursachen kann. Flusssäure ist
auch in geringer Konzentration schon als grauweißer Nebel gut
erkennbar. Quellen: wikipedia.org, Urenco Deutschland.
Westfälische Rundschau (WR) Lünen, 21. Januar 2007
www.westfaelische-rundschau.de
Stadt kooperiert mit Atomkraftgegnern
Lünen. (nz) Vom Bundesamt für Strahlenschutz will die Stadt Lünen nun wissen, ob von den zahlreichen Uranhexafluorid-Transporten durch das Stadtgebiet Gefahren für die Bevölkerung ausgehen. Darüber hinaus hat Bürgermeister Stodollick mit Vertretern regionaler Anti-Atomkraft-Initiativen einen regelmäßigen Informations- und Meinungsaustausch vereinbart. In einem ersten Gespräch, das dieser Tage im Rathaus Lünen stattfand, überreichte die Gruppe Menschen gegen Atomanlagen (MEGA) Waltrop Bürgermeister Stodollick zudem einen Fragenkatalog zum Thema. "Der wird jetzt von uns abgearbeitet. Über die Ergebnisse werden wir dann Öffentlichkeit und Initiative informieren", erklärte Stadtpressesprecher Reinhold Urner.
Es kommt also Bewegung in die Debatte über Atomtransporte durch Lünen. Bekanntlich hatten wir Anfang Dezember vergangenen Jahres darüber berichtet, dass seit dem Jahr 2001 mehr als 1 500 Züge mit über 2 000 Tonnen des hochgiftigen und radioaktiven Uranhexafluorid duch Lünen gerollt sind. Rund 260 Urantransporte jährlich! Nach vorliegenden Erkenntnissen kommt die radioaktive Fracht in der Regel aus dem südfranzösischen Pierrelatte und fährt im Ruhrgebiet von Duisburg über Oberhausen, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Datteln, Waltrop nach Lünen. Nach einer nächtlichen Pause auf dem Rangierbahnhof Hamm kommen die brisanten Züge nochmals durch Lünen, bevor sie über Lüdinghausen, Coesfeld, Ahaus nach Gronau zur bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage fahren.
In der Anfrage, die MEGA-Sprecher Wolfgang Porrmann Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick überreichte, bemängeln die Atomkraftgegner vor allem fehlende Katastrophenschutzpläne und -kapazitäten im Falle eines schweren Unfalls. "Nach unseren Informationen sind die örtlichen Feuerwehren in keiner Weise auf die Bekämpfung eines schweren Unfalls mit Freisetzung von Flusssäure und radioaktiven Substanzen vorbereitet. Im Ernstfall müsste ein großes Gebiet rund um die Unfallstelle evakuiert werden", so Porrmann. Er freue sich daher, "dass sich die Stadt Lünen wesentlich intensiver als andere Städte mit dem Thema auseinandersetzt." Jetzt wollten die Initiativen auch vom Kreis Unna wissen, ob er in die Abwicklung der Urantransporte einbezogen werde und welche Schutzmaßnahmen er für die Bevölkerung getroffen habe.