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Blockade Perl Mai 07"Alle Urantransporte stoppen", "Stopper les transports d'uranium", so die Transparente bei der grenzüberschreitenden Demonstration am Bahnhof Perl-Apach im deutsch-französisch-luxemburgischen Dreiländereck. Rund 80 AtomkraftgegnerInnen aus Frankreich, Nordrhein-Westfalen und Südwestdeutschland versammelten sich am Samstag, 12. Mai, zu einer symbolischen Blockade auf den Gleisen am Grenzbahnhof, unterstützt von der Anti-Atom-Gruppe Bonn. Dort protestieren sie gegen den Transport von Uran, genau genommen Uranhexafluorid. Etwa alle zwei bis drei Wochen fährt hier ein Zug durch, der über Trier, Koblenz, Bonn, Köln und das Ruhrgebiet die gefährliche Fracht ins westfälische Gronau bringt, zur dortigen Urananreicherungsanlage (UAA). Im Juni 2006 löste ein im Güterbahnhof Trier-Ehrang wartender Urantransport Großalarm aus, da ein Strahlendetektor in einem benachbarten Industriebetrieb erhöhte Radioaktivität festgestellt hatte.

AtomkraftgegnerInnen fordern, dass die Urananreicherung weltweit gestoppt wird und keine Urantransporte zu diesem Zweck mehr stattfinden, so Julia Bäuerlein von der Stop Bure Gruppe, einer Anti-Atom-Initiative aus Trier, die sich besonders gegen das Atommüllprojekt im benachbarten Bure in Lothringen engagiert. „Die Urantransporte sind nicht ohne. Die Folgen eines Unfalls könnten verheerend sein: Wenn das Uranhexafluorid mit Luft in Berührung kommt, wird es sofort zu Flusssäure diese ist ätzend und hoch giftig. Alle Anwohner müssten sofort evakuiert werden. Ganz zu schweigen von der Radioaktivität, die auch ohne Unfall ein gesundheitliches Risiko darstellt. Diese Transporte sind eine Gefahr für Anwohner und Bahnreisende!", so Thomas Wissen von „Messen für aktiven Umweltschutz" (MAUS), einem Verein, der die Radioaktivität des Atomkraftwerks Cattenom misst.

Blockade Perl Mai 07 Das Uranhexafluorid stammt aus der Atomfabrik im südfranzösischen Pierrelatte. Von dort aus wird es über Lyon, Perl-Apach, Trier, Koblenz, Bonn, Köln und Düsseldorf nach Gronau gebracht und angereichert. Dann können daraus Brennstäbe für den Betrieb von Atomkraftwerken hergestellt werden. Entlang der gesamten Atomspirale entsteht Atommüll, dessen Lagerung nach wie vor ungeklärt ist. Die Produktion des „unlösbaren Atommüllproblems" wollen die Atomkraft­gegnerInnen im Keim ersticken. Zu diesem Zweck finden Proteste an der gesamten Transportstrecke statt. Zeitgleich zur Kundgebung in Perl werden AtomkraftgegnerInnen an der deutsch-niederländischen Grenze bei Gronau gegen Uranmüllexport nach Russland protestieren

„Die meisten Anwohner ahnen nicht, dass in ihrer unmittelbaren Nähe radioaktives und hochgefährliches Material vorbeigefahren wird und dass dabei außerdem Atommüll entsteht", meint Lydia Tomaschowski von der Greenpeace Gruppe Trier, die die Aktion unterstützt. Mit der Kundgebung am 12. Mai wird zahlreichen Menschen der atomare Alltag in der Region und die Gefahr, die davon ausgeht, vor Augen geführt.

Presseecho: 

Video: Manifestation anti-nucléaire à Perl (France 3 Lorraine)
http://jt.france3.fr/regions/popup.php?id=b54a_1920&video_number=1 

Trierischer Volksfreund, 08. Mai 2007
www.volksfreund.de

Protest gegen Uran-Transporte. Gefährliche Fracht auf der Schiene 

Von Bernd Wientjes. (wie) Atomgegner protestieren gegen regelmäßige Uran-Transporte durch die Region. Die Züge fahren von Frankreich über Perl und Trier ins nordrhein-westfälische Gronau. Regelmäßig rollen sie durch die Region: Züge, die strahlendes Uranhexafluorid von Frankreich nach Nordrhein-Westfalen transportieren - unbemerkt von der Öffentlichkeit. Atomgegner machen nun mobil. 

Trier. Hätte Ende Juni vergangenen Jahres wegen eines im Trier-Ehranger Güterbahnhof wartenden Zuges, der Uranhexafluorit geladen hatte, nicht das Strahlenmessgerät einer benachbarten Schrottverarbeitungsfirma Alarm gegeben, wüsste noch immer kaum einer von den regelmäßigen Nukleartransporten durch die Region. Nach Informationen von Atomkraftgegnern rollen die strahlenden Züge von der südfranzösischen Atomanlage Pierrelatte über Lyon, Nancy, Metz, Apach, Perl, Trier und Bonn ins nordrhein-westfälische Gronau in die einzige deutsche Urananreicherungsanlage. Nach dem Zwischenfall im Juni rollten nach Recherchen von Umweltschützern weitere dieser Transporte durch die Region, unter anderem im November und Dezember. Laut der Stop-Bure-Gruppe Trier, die sich gegen den Bau eines atomaren Endlagers im lothringischen Bure wendet, und Greenpeace finden alle zwei Wochen derartige Transporte über die französisch-deutsche Grenze bei Perl statt. Zum Teil soll auf den Güterzügen 250 Tonnen des hochgiftigen Stoffes transportiert werden, heißt es in einem Brief, den Atomgegner an den Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen geschrieben haben. Sie verlangen darin Aufklärung, ob die Stadt über die gefährlichen Transporte informiert ist. Bislang liegt ihnen noch keine Antwort dazu vor. 

Nach dem Zwischenfall in Trier wurde bekannt, dass die Bundespolizei über die Fahrten und Routen informiert ist und diese auch schützt. 

Stopper les transports d'uranium Perl Mai 07 Beim Betreiber der Anlage, dem britisch-niederländischen Konsortium Urenco, an dem unter anderem die Energieversorger RWE und Eon beteiligt sind, hält man sich über die Transporte bedeckt. Eine Anfrage unserer Zeitung blieb gestern unbeantwortet. Auf der Internetseite informiert das Unternehmen, in dessen 1985 eröffneter Anlage in Gronau das Uranhexafluorid angereichert wird, um daraus Brennstäbe für Atomkraftwerke zu machen, dass es jährlich rund 270 Transporte per Zug gibt. Über die Strecken wird auf der Seite nichts gesagt. Die Gefahr, die von Uranhexafluorid ausgeht, wird von Urenco als gering eingestuft: Der Stoff sei nur "schwach radioaktiv, nicht brennbar und nicht explosiv". Bei der Freisetzung von Uranhexafluorid bestehe eine chemische Gefahr durch ätzende Flusssäure. "Die Gefahren beim Transport von Uranhexafluorid sind deshalb zu vergleichen mit den Gefahren beim Transport anderer ätzender Chemikalien", heißt es auf der Internetseite. Man habe verschiedene Unfallszenarien untersucht, man arbeite aber daran, die Feuerbeständigkeit der Transportbehälter weiter zu verbessern. Urenco zählt zu den weltweit vier großen Lieferanten von angereichertem Uran. Im vergangenen Jahr haben sich die Aufträge für die Anlage nahe der niederländischen Grenze fast verdoppelt. Daher ist eine Erweiterung in Gronau geplant. 

Atomgegner rechnen damit, dass sich die Zahl der Transporte dadurch erhöhen wird. In Protestaktionen wollen sie bundesweit auf die Atom-Transporte aufmerksam machen. Für Samstag, 12. Mai, 12 Uhr, rufen sie zu einer Kundgebung in Perl-Apach auf. 

Meinung: Grob fahrlässig 

Regelmäßig rollen die Züge mit atomarer, hochgiftiger Fracht durch die Region, vorbei an Wohngebieten und belebten Bahnhöfen und kaum einer weiß davon. Selbst die Rettungskräfte an den Strecken sind nicht über die gefährlichen Transporte informiert. Diese Geheimhaltung ist grob fahrlässig. Die Bevölkerung kann nicht geschützt werden. Wie schnell es zum Ernstfall kommen kann, zeigte sich vor zehn Jahren, als ein Castor-Transport bei Apach entgleiste, und 2002 beim Zugunglück von Trier-Ehrang, als eine giftige Chemikalie entwich. Daraus sollten die Verantwortlichen lernen. Bernd Wientjes 

16vor.de Onlinezeitung für Trier, 10. Mai 2007
www.16vor.de

Triers strahlender Transit 

Regelmäßig passieren Züge mit radioaktiver Fracht das Trierer Stadtgebiet. Auf ihrem Weg von Frankreich bis ins westfälische Gronau transportieren sie Uranhexafluorid. Im Rathaus hat man Kenntnis von den Uran-Zügen, doch wird die Verwaltung nicht darüber informiert, wann und wie oft die strahlenden Waggons durch Trier rollen. Die Trierer Anti-Atom-Gruppe "Stop Bure" will ihren Widerstand gegen die Uran-Transporte forcieren und ruft für Samstag zu Protesten an der deutsch-französischen Grenze auf. 

Trier. "Wer in der Nähe der Bahngleise wohnt, hätte durchaus Gründe, zweimal im Monat nicht mehr ruhig zu schlafen", sagt Julia Bäuerlein und reicht eine Karte über den Tisch. Die Sprecherin der Trierer Anti-Atom Gruppe "Stop Bure" hat darauf den Weg eingezeichnet , den nach ihren Erkenntnissen etwa alle zwei Wochen ein Zug vom südfranzösischen Pierrelatte ins westfälische Urananreicherungswerk Gronau nimmt. Geladen hat der Zug hochradioaktives Uranhexafluorid, und Trier ist auf ihrer Karte die erste Station auf deutschem Gebiet. "Die Behörden halten die Transporte geheim, weil sie keine Zustände wie beim Castor wollen", behauptet sie weiter, "dabei sind sie nicht weniger gefährlich, und führen vor allem durch dicht besiedeltes Gebiet." 

Großeinsatz in Ehrang 

Julia Bäuerlein verweist auf einen Großeinsatz von Polizei und Rettungsdiensten im Juni letzten Jahres am Güterbahnhof Trier-Ehrang. Ein Strahlenmessgerät eines nahe der Gleise gelegenen Schrottbetriebes hatte bei einem im Bahnhof wartenden und aus Frankreich stammenden Uranzug Alarm geschlagen. Bei der Betreiberfirma der Urananreicherungsanlage Gronau, URENCO, war man gegenüber 16vor.de zu keinem Statement bereit. Ein zugesagter Frage- und Antwortkatalog lag der Redaktion ebenfalls nicht rechtzeitig vor. 

Auf der URENCO-Website wiegelt man hinsichtlich der Gefahren von Uranhexafluorid- Transporten ab. Der Stoff sei "nicht explosiv", "nicht brennbar" und auch nur "schwach radioaktiv". Es wird aber eingeräumt, dass eine Gefahr für Menschen bei Aufnahme über die Nahrungskette oder Atmungsorgane sehr wohl bestehen können. "Die Gefährlichkeit ist mit derjenigen von Schwermetallen wie Cadmium oder Blei vergleichbar", heißt es.

"Die Route der Züge auch durch Trier herauszufinden war "eine grenzüberschreitende Gemeinschaftsarbeit verschiedener Gruppen", berichtet derweil Lydia Tomaschowski von der Greenpeace Gruppe Trier. Sie nennt Greenpeace Deutschland und Frankreich, aber auch "Stop Bure", den Trierer Verein MAUS e.V. und etliche andere. "Sie haben die Bahnstrecke beobachtet und die Information, wie der Zug aussieht, wie schnell er fährt, wie viele Wagen er hat, an den Ort mit der nächsten Anti- Atom-Initiative weitergegeben." 

Unterschiedliche Auffassungen über Gefahren 

Hinsichtlich der Gefahren vertritt Greenpeace eine grundsätzlich andere Position als die Betreiber der Urananreicherungsanlage. "Die Behälter für das Uran sind viel weniger sicher als die Castorbehälter", behauptet Sprecherin Lydia Tomaschowski: "Mit der Begründung, dass Uran angeblich weniger strahle. Wenn das Uranhexafluorid aber mit Wasser oder der Luftfeuchtigkeit in Berührung kommt, etwa bei einem Unfall, wird daraus Flusssäure. Dabei handelt es sich um eine ätzende und Gewebe zerstörende Substanz, die bei Kontakt bereits in geringen Mengen zum Tod führen kann." Laut der URENCO Webseite würde sich die Säure "aufgrund des hohen spezifischen Gewichtes unmittelbar an der Unfallstelle niederschlagen." Laut Greenpeace wären im Umkreis von hundert Metern um diese "die Hälfte aller Menschen sofort tot". 

Beim Presseamt der Stadt Trier teilt man derartige Szenarien nicht. Sprecher Hans-Günther Lanfer räumt zwar ein, dass die Urantransporte der Stadtverwaltung "grundsätzlich bekannt" seien, betont aber gleichzeitig die fehlende Zuständigkeit der städtischen Behörden. Lanfer weiß auch zu berichten, dass "der Feuerwehr aus einsatztaktischen Gründen keine Informationen darüber vorliegen, wann und wie oft ein Transport durch Trier fährt." Er ist aber überzeugt davon , das bei "einem Zwischenfall die Feuerwehr in der Lage ist, entsprechende Maßnahmen einzuleiten und Messungen vorzunehmen." 

Beim Vorfall in Trier-Ehrang im vergangenen Jahr hätten diese Messungen sogar eine Unterschreitung des Grenzwertes ergeben. Seitdem habe die Bahn jedoch vom Schrottbetreiber weiter entfernte Gleise für die Durchfahrt der Transporte ausgewiesen. Informationen über gesundheitliche Risiken der Urantransporte für die Bevölkerung lägen der Stadt nicht vor. Julia Bäuerlein und Lydia Tomaschowski ficht dies nicht an. Beide wollen am kommenden Samstag, 12. Mai, am Grenzbahnhof Perl-Apach im Saarland bei einer "internationalen Protestkundgebung" die Trierer Atomkraftgegner vertreten und ihre "überregionale und internationale Vernetzung" demonstrieren. von Andreas Armann