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Artikel erschienen in der Bonner Umwelt-Zeitung, Juni 2005
 
Renaissance der Atomkraft? Comeback der Anti-AKW-Bewegung!
Rückblick auf die Bonner Anti-Atom-Aktionstage '05

 
Totgesagte leben länger. Die Bonner Anti-Atom-Aktionstage mit ihrem guten Dutzend Aktionen und Terminen von Ende April bis Juni haben gezeigt: Anti-Atom kommt wieder. Schwerpunkt der Veranstaltungsreihe waren - neben Infoständen und Filmabenden - Infoveranstaltungen zu den Atomanlagen in Nordrhein-Westfalen, ohne dabei die Entwicklung in EU und Bund aus den Augen zu verlieren. Viele neue Gesichter konnten bei den Terminen im neuen Ökozentrum begrüßt werden.
Drei kompetente und engagierte Referenten von Bürgerinitiativen an Atomstandorten vermittelten wichtige Argumente und Zusammenhänge: Von der Uran-Anreicherung in Gronau über die Reaktor-Forschung in Jülich und schließlich das Atommüll-Lager in Ahaus sind wichtige Teile der nuklearen Sackgasse in NRW zu finden. Und alle drei Anlagen melden Ausbaupläne und Zuwächse. Grund genug, sich verstärkt einzumischen in eine alles andere als transparente Branche.
 
Aktiv gegen radioaktiv wurden mehrere Bonnerinnen und Bonner dann auch bei den jüngsten Castor-Transporten nach Ahaus. Die Fuhren mit rostenden Behältern aus dem sächsischen Rossendorf wurden an drei Montagen im Juni erfolgreich blockiert. Ein gutes Dutzend Menschen aus Bonn hat teilweise bis in die frühen Morgenstunden dafür gesorgt, dass der Atommüll nicht ohne Hindernisse und Verspätungen ins Münsterland rollte.
 
Dass die Zahl der Demonstranten vor Ort im Münsterland auf über 3000 stieg, machte Mut, im Herbst möglichen Laufzeitverlängerungen durch Schwarz-Gelb noch deutlicher entgegenzutreten. Ob Schulstreik, Rathausbesetzung oder Riesen-Mikado auf Straßenkreuzungen - im zunächst sehr beschaulichen Ahaus entwickelte sich eine bunte Protestkultur, bei der es einfach Spaß machte, mitzudemonstrieren. Unvergleichlich auch die Straßenkonzerte von Klaus dem Geiger aus Köln.
 
Die drei Träger der Anti-Atom-Aktionstage, Greenpeace Bonn, die BUND-Kreisgruppe Bonn und die Anti-Atom-Gruppe Bonn (AAG) wollen weiterhin der Atomwirtschaft in die Suppe spucken.
 
BUND und Anti-Atom-Gruppe Bonn werden als Regionalkontakt die Kampagne „ausgestrahlt“ unterstützen. Mit konkreten Angeboten zum Mitmachen vor Ort, Argumentationshilfen, Unterschriftensammlungen und Demo-Terminen wird ein Einstieg geboten für alle die, die den Ausstieg nicht Regierungen allein überlassen wollen. Eine erste Kampagnenvorstellung gibt es am 19. Juli um 19.30 Uhr im Oscar-Romero-Haus. „ausgestrahlt“ ist vom Netzwerk „x1000mal quer“ gestartet worden und will die ganze Breite und Vielfalt der Anti-Atom-Bewegung widerspiegeln, zielt also nicht bloß auf die öffentlichkeitsträchtigen Castor-Blockaden. Gleichzeitig soll der Bundestagswahlkampf offensiv begleitet werden: Vorfahrt für Erneuerbare, Atomanlagen abschalten - und zwar sofort.