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Aktionsbericht, 31. Oktober 2009
Die-In für den Atomausstieg
"Achtung, Achtung: Atomalarm! Es ist zu einem schweren Störfall mit massivem Austritt von radioaktiven Substanzen in einem deutschen Kernkraftwerk gekommen!", schallt es aus einem Megafon. Plötzlich krümmen sich 20 Frauen und Männer in Krämpfen und sinken unter heftigen Hustenanfällen auf das Straßenpflaster. Dekontaminationstrupps in weißen Schutzanzügen messen mit Geigerzählern die Strahlung und zeichnen die Umrisse der Opfer auf das Pflaster...

Glücklicherweise war dieses Szenario am vergangenen Samstag kein Ernstfall, sondern eine vom Bonner Bündnis für den Atomausstieg initiierte Aktion, die unter den Namen Die-in bekannt ist. Bei einem Die-in legen sich Demonstranten auf ein Signal hin plötzlich wie tot zu Boden und zeigen so, dass sie einen bestimmten politischen Sachverhalt für lebensbedrohend halten. In diesem Fall wandte sich das Bündnis gegen die Sicherheitsgefahren der deutschen Atomkraftwerke vor dem Hintergrund der geplanten Laufzeitverlängerung aller 17 deutschen AKWs.

Auf einem gelben Atommüllfass stehend, klärte ein Sprecher der Aktion die stehengebliebenen Passanten über die Hintergründe und Auswirkungen einer Laufzeitverlängerung auf. Nach Ansicht der Atomkraftgegner ist die Nutzung der Kernenergie, entgegen der Aussagen im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, keine sichere Brückentechnologie, das hätten allein die Zeitungsmeldungen der letzten Monate zu den Pannenmeilern in Brunsbüttel und Krümmel sowie die Skandale um die Atommülllager Asse und Gorleben gezeigt.

Darüber hinaus ist das insbesondere von der FDP vorgetragene Argument einer ökonomischen Notwendigkeit der Atomkraftnutzung über die bereits beschlossene Laufzeit hinaus nicht stichhaltig. Allein im Jahr 2008 hat die Erneuerbare-Energien-Branche genauso viele Arbeitsplätze geschaffen, nämlich 30.000, wie in der gesamten Atomindustrie existieren. Das Bundesumweltministerium gab im April 2009 bekannt, dass die Nutzung Erneuerbarer Energien bereits 280.000 Arbeitsplätze in traditionellen Maschinenbaubetrieben und innovativen Technikbranchen geschaffen hat. Perspektivisch könnten durch den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland über eine Million Arbeitsplätze entstehen. Diese positive Entwicklung in den „grünen“ Jobs ist aber gefährdet, wenn es zu einer Renaissance der Atomenergie käme.

Die Passanten waren sichtlich überrascht von dieser ungewöhnlichen Aktion in der City; zeigten aber viel Interesse an Informationen über die aktuelle Debatte zur Kernkraft. Die Aktion war vom Bonner Bündnis für den Atomausstieg initiiert worden. Diesem Bündnis gehören die Anti-Atom-Gruppe Bonn, die Greenpeace-Ortsgruppe Bonn, die Bürgeraktion Umweltschutz Bonn sowie zahlreiche Einzelpersonen aus Bonn und der Umgebung an. Wer möchte kann mit dem Bündnis über die Anti-Atom-Gruppe Bonn (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) oder Greenpeace Gruppe Bonn (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) Kontakt aufnehmen.

Sven Gumbrecht