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 Interview mit Anika Limbach

"Gefahr ohne Schatten“ heißt der spannende Roman von Anika Limbach, in dem es über die Macht der Stromkonzerne, die Gefahren der Atomkraft und das gezielte Ausbremsen der Energiewende geht. Und um den Mut sich zu wehren. Anika ist seit Jahren aktiv gegen Atomkraft und für erneuerbare Energien im Raum Bonn/Köln. Von daher wollen wir als AntiAtomBonn dieses Buch allen Interessierten empfehlen, insbesondere denen, die keine Zeit oder keine Lust haben, sich durch lange Factsheets und Informationsbrochüren zu arbeiten. Also auch ein gutes Geschenk für Freunde und Bekannte zu Weihnachten oder für kalte Tage.Über das Buch und die aktuellen Entwicklungen haben wir mit Anika gesprochen:

 

AntiAtomBonn: Um was geht es in deinem Roman?

Anika: Kurz gesagt geht es um die Machenschaften der Atomindustrie in Deutschland, um ihren Einfluss auf Politik und Medien wie etwa beim Ausbremsen der Energiewende. Wie skrupellos Stromkonzerne mit Atomkraft umgehen, wird ebenfalls deutlich. Als Aktivistin empören mich diese Dinge ungeheuer. Als Autorin jedoch habe ich versucht, eben nicht den moralischen Zeigefinger zu heben. Deshalb geht es im Roman auch und vor allem um zwei Menschen, um Jan und Rona, die in den Sog eines Mordfalls hineingeraten, mit ihren Ängsten konfrontiert werden und schließlich über sich selbst hinauswachsen.

 

AntiAtomBonn: Wie bist du dazu gekommen, einen Roman über ein AntiAtomThema zu schreiben?

Anika: Schon als Jugendliche hat mich die Existenz von Atomkraftwerken und strahlendem Müll sehr beschäftigt. Aktiv wurde ich allerdings erst viel später, nämlich im März 2009, als ich zu Euch (AntiAtomBonn) stieß. Schon Jahre zuvor hatte ich mit dem Schreiben begonnen, weshalb ich auf den Gedanken kam, beides miteinander zu verbinden: Mein Wunsch, energiepolitsch etwas zu bewegen und meine Leidenschaft fürs Schreiben.

 

AntiAtomBonn: Für deinen Roman hast du ganz viel recherchiert. Kannst du uns dazu etwas erzählen?

Anika: Am Anfang wusste ich gar nicht, wie ich diese vielschichtige Thematik in einer fiktiven Geschichte einfangen sollte. Ich begann, mich fachlich einzulesen und nach inspiriernden Geschichten zu suchen. Innerhalb von 2 Jahren interviewte ich eine ganze Reihe beeindruckender Menschen (siehe Danksagung im Buch). Aus dem, was sie mir erzählten, hätte ich sechs Romane schreiben können. Es fiel mir schwer, mich zu begrenzen. Die entscheidende Inspiration gab mir nach Fukushima der Tschernobyl-Kongress in Berlin.

 

AntiAtomBonn: Warum ist es aus deiner Sicht immer noch wichtig, für den Atomausstieg zu streiten? Der Ausstieg ist doch beschlossen und bis 2022 sollen alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden.

Anika: Schlimme Ereignisse halten sich nicht an Pläne und Abschalttermine. Ein krasses Beispiel liefert Fukushima. Die Reaktoren dort wären planmäßig im Herbst 2011 abgeschaltet worden. Doch das Erdbeben hat leider nicht ein halbes Jahr damit gewartet, sich zu ereignen. Auch in Deutschland kann bis 2022 viel passieren. Ich will keine Panik verbreiten. Wir müssen uns nur vor Augen halten: 4 der 9 Atommeiler in Betrieb sind inzwischen 30 Jahre oder älter und Materialermüdung ist einer der Hauptgründe für Storfälle. Hinzu kommt, dass Anschläge (auch durch Hacker) immer wahrscheinlicher werden und ökonomischer Druck zu einer laxeren Sicherheitskultur führt. Wie man neulich in den Medien verfolgen konnte, haben wir ein Atommüllproblem von gigantischem Ausmaß. Da ist es doch wahnsinnig, ständig noch mehr Müll zu produzieren! Solange die Atomanlagen in Gronau und Lingen AKW in aller Welt mit Brennstäben beliefern, kann man sowieso nicht von einem konsequenten Atomausstieg sprechen...

 

AntiAtomBonn: Neben deinem Roman hast du in letzter Zeit auch viel zum Thema „Sofortausstieg“ recherchiert. Was hast du herausgefunden?

Anika: Ja, auf der Grundlage offizieller Daten habe ich die stromerzeugenden Kapazitäten in Deutschland mit dem höchsten Stromverbrauch im Jahr verglichen (unter Einberechnung einer Reserve und den „nicht einsetzbaren Leistungen“). Was herauskam, hat mich selber überrascht: Wir könnten problemlos die AKW abschaltem und dazu noch einen Teil der Kohlekraftwerke. Es würde deswegen kein Engpass entstehen. Die Analyse ist im Netz auf der Seite von AntiAtomBonn verfügbar. Ich habe namhaften Organisationen und Instituten meine Ergebnisse vorgelegt. Bisher hat niemand diese als falsch bezeichnet oder wiederlegt. Aus meiner Sicht fehlt derzeit der politische Mut zum Sofortausstieg. Technisch möglich, ethisch notwendig und auch volkswirtschaftlich sinnvoll wäre er auf jeden Fall

 

AntiAtomBonn: Was sind für dich die aktuellen Themen auf die die Leute im Bonn/Kölner Raum inpuncto AntiAtom achten sollten?

Anika: Die Atomanlagen im Gronau und Lingen sind 2 bis 3 Autostunden entfernt. Trotzdem tangieren sie uns, denn Atomtransporte zwischen dort und Südfrankreich fahren auch durch Bonn. Unser Protest dagegen kann auf lange Sicht mehr bewirken als wir denken. Zweitens sehe ich unsere Aufgabe in NRW darin, den Einfluss von RWE mitsamt der klimaschädlchen Kohlekraftwerke und der Braunkohlereviere zurückzudrängen. Drittens kann man auch als Einzelperson die Energiewende fördern, z. B. indem man Bonner Solarbürger wird.

 

AntiAtomBonn: Hast du schon ein neues Buchprojekt?

Anika:  Bisher habe ich nur ein oder zwei Ideen für ein neues Buchprojekt. Sobald das konkreter wird, werdet Ihr davon erfahren.

AntiAtomBonn: Vielen Dank für das Gespräch und weiter viel Erfolg.

26.11.2014 - Das Gespräch führte Jens Koy.

Eine Rezension des Romans in der Bonner Umweltzeitung ist hier abrufbar.

Taschenbuch "Gefahr ohne Schatten"
Preis: 14,90 inkl. MwSt.
ISBN: 978-3-8495-8115-2
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Weitere Informationen zum Roman sind auf der Webseite der Autorin zu finden.